Die Priesterinnenwunde
Es gibt fünf “tiefe Wunden magischer Frauen”.
Die Priesterinnenwunde ist die letzte und vielleicht tiefste Wunde.
Die Priesterinnenwunden verletzt uns im Kern unserer Spiritualität.
Die Priesterinnenwunde bewirkt, dass wir uns von unserer angeborenen weiblichen Magie abgeschnitten fühlen.
Die Priesterinnenwunde funktioniert wie ein uralter Fluch.
Aber fangen wir ganz von vorne an.
Was ist eine Priesterin?
Eine Priesterin ist eine mächtige, heilige und magische Frau. Sie steht ruhig und angstfrei in ihrer Kraft, ganz gleich was im Außen geschieht – weil sie im Inneren zutiefst mit der Göttlichkeit verbunden ist.
Während die meisten magischen Frauen, die dies hier lesen, vermutlich esoterisch und empathisch und meditativ und wissbegierig sind – sonst wären sie nicht auf einer Seite über Magie – würde ich doch behaupten, dass die wenigsten sich bis tief in ihre Knochen mächtig, heilig und magisch fühlen.
Was soll das heißen, ich bin nicht magisch?
Wenn du in konkreten Schwierigkeiten steckst oder ein großes Projekt zum guten Ende führen willst, ist dein erster Gedanke zu beten?
Vertraust du dich ganz und gar deiner eigenen Magie an?
Hörst du ohne zu zögern auf deine Intuition?
Weißt du, trotz Anfeindungen und Krankheiten und gelegentlichen Attacken von Depression und Irrsinn, zu jeder Zeit und mit absoluter Überzeugung, dass dein Schicksal sich mit absoluter Präzision genau so entfaltet, wie du es willst?
Oder fragst du dich, vielleicht latent entrüstet, warum ausgerechnet dir „immer“ so etwas passiert? Obwohl du doch so esoterisch, empathisch und generell „zen“ bist.
Du bist nicht allein.
Wenn es ernst wird, wenn der Strom abgestellt wird und die Krebsdiagnose ins Haus flattert, dann vertrauen die meisten eher auf ihr Bankkonto, die Versicherung, den Ehemann, Arzt, HP oder Apotheker, die Anwältin oder Freundin als auf „ihre Göttin“.
Wenn das Leben aus dem Ruder läuft, wenden wir uns lieber an konkrete Autoritäten, Vaterfiguren, Lehrer und Hilfsorganisationen als an irgendwelche ungreifbaren Wesen.
All die Göttinnen und Götter, die Ahninnen und Boddhisatvas, das Dao, die Große Mutter, Vater Himmel, die vier Winde, und wie sie sonst noch alle heißen, heben wir uns auf für exstatische Wochenend-Zelebrationen.
Stimmt’s?
Ich fühle mich immer magisch. Ich bete. Ich bin definitiv spirituell.
Einverstanden. In guten Zeiten erlauben und erleben wir uns alle, dass unsere Wünsche öfter in Erfüllung gehen.
(Zuverlässige Wunscherfüllung lässt sich übrigens systematisch üben, etwa bei Inanna.)
Wir sind auch immer mal wieder ganz gut in innerer Harmonie und kreieren hübsche Dinge.
Wir machen spirituelle Musik und Kunst.
Wir entdecken unsere Stimme und verbinden uns in Trommelzirkeln und Schwitzhütten.
Wir helfen anderen Menschen und heilen erfolgreich große und kleine Wehwehchen, oft mit wundersamen und leicht magischen Naturheilmitteln, mit Handauflegen und besonders tiefer Empathie.
Wir spüren immer mal wieder einen Hauch von Verbindung, etwa nach magischen Ritualen oder Zeremonien, die wir von anderen Kulturen abgeguckt haben. Dann krabbeln wir aus der Schwitzhütte und strahlen über beide Backen.
Prima!
Lange hält die magische Euphorie aber leider nicht an.
Irgendwann bricht die Verbindung ab.
Wir bleiben allein zurück. Verwirrt. Und fragen uns, wo unsere spirituelle Exaltation geblieben ist.
Weibliche Schuld (Danke Urmutter Eva …)
Haben wir einen magischen Fehler gemacht?
Gefrevelt?
Die Geisterwelt beleidigt?
Die Lakota Texte vergessen?
Die hebräischen Namen falsch ausgesprochen?
Das Bannritual durcheinandergebracht?
Es muss an uns liegen. Wir haben nicht geräuchert. Zucker gegessen. Geisterteller vergessen. Das Dankbarkeitstagebuch vernachlässigt.
Es liegt immer an uns.
Wie sonst könnte es geschehen, dass wir einfach keine dauerhafte Verbindung zur Göttlichkeit halten? Den Göttinnen und Göttern liegt ganz offensichtlich nicht besonders viel an uns.
Die Angst, etwas falsch zu machen oder falsch zu SEIN, sitzt Frauen tief in den Zellen. Erbsünde wurde dies einst genannt (und natürlich war Eva daran schuld, die Urmutter und ihre verlogene Schlange…)
Schuld können wir Frauen gut.
Um in Verbindung zu bleiben, auf der sicheren Seite, müssen wir daher immerzu Gebote einhalten.
Viele davon machen wenig Sinn für uns. Einige sind außerdem kompliziert oder widersprüchlich.
Und da wir inzwischen meist in mehreren religiösen oder spirituellen Gebilden gleichzeitig agieren, ist es letztendlich fast unmöglich, all die Gebote und Regeln zu befolgen und spirituell rein zu bleiben.
Weibliche Unreinheit (War das Lilith?)
Wir sind aber nicht nur an allem schuld.
Auf uns Frauen liegt ein Fluch. Der Fluch der Unreinheit.
Frauen sind spirituell immer irgendwie unrein. Männer eigentlich nie.
Die patriarchalischen Traditionen sind da sehr klar:
Menstruierende Frauen gelten jeden Monat eine ganze Woche lang als unrein.
Schwangerschaft ist unrein.
Wochenbett ist ganz besonders unrein und zwar von einem Monat bis zu einem Jahr lang.
Dies alles sind nicht etwa Schutzzeiten, in denen wir aufgrund angegriffener Körper besondere Fürsorge durch die Göttlichkeit erhalten.
Oh nein!
Wir sollen während unserer heiligen Blutung arbeiten wie sonst auch. Wir sind nur eben unrein und dürfen deshalb auf keinen Fall in die Nähe religiöser Zeremonien oder Gegenstände kommen.
Manche von uns werden ganz und gar aus dem Dorf geschickt. Die Götter verabscheuen “solche wie uns” und somit bringen wir das ganze Dorf in Gefahr.
Und obwohl Mütter zumindest theoretisch als generell gut gelten, sind jene lüsternen Tätigkeiten, die dazu führen könnten, eine Mutter zu werden, geradezu abscheulich unrein.
Wenn wir nicht vorher die gesamte Kontrolle über uns und unsere eventuell zu erzeugenden Kinder rituell an einen Mann abgeben, können wir Frauen zu Tode gesteinigt werden, nur weil wir Sex haben. Dieser Gott hasst unsere menschenerzeugenden Körper mit einer Inbrunst, die kaum noch zu überbieten ist.
Und das finden bis heute viele Millionen von Menschen normal.
Menstruation unrein? Das ist doch uraltes Zeug.
Schön wär’s.
Gewiss. In Mitteleuropa würde heutzutage kaum noch ein Mädchen sagen, dass ihr Körper während der Menstruation spirituell „unrein“ sei.
Die meisten Mädchen und Frauen verhalten sich aber ganz genau so:
Sie glauben, dass Schmerz zur Menstruation dazugehört, nur durch hormonelle Teilzeitkastration (Pille, Spritze, Hormonspirale oder Pflaster) zu beheben sei und das Ganze, wenn nicht unrein, dann doch irgendwie eklig sei.
Es heißt, Menstruation stinke.
Manche sprechen immer noch vom „Fluch“.
Frauenhass, Selbsthass, Weiblichkeitshass wie in uralter Zeit.
Unsere Zellen besitzen ein langes Gedächtnis. Sie vergessen nichts, was sie unter Schmerzen gelernt haben.
Selbsthass, Körperhass und Weiblichkeitshass sind nicht nur genauso stark wie früher. Sie sind die Geschäftsgrundlage äußerst einträglicher Industrien.
Hormone sollen inzwischen nicht nur die Menstruation stoppen oder die Fruchtbarkeit blockieren sondern am besten die gesamte Weiblichkeit in etwas anderes, Undefinierbares, definitiv aber nichts Männliches, verwandeln. Brüste werden abgebunden. Gebärmuttern werden entfernt.
Dazu werden passende Gesetze entworfen, die die Realtität körperbasierter Weiblichkeit einfach mal leugnen.
Dies ist ein großangelegter Krieg gegen die Weiblichkeit und damit gegen Frauen und Mädchen. Und wie die Steinigungen sexuell aktiver Frauen finden auch das viele Millionen von Menschen normal.
Junge Mädchen wollen daher zunehmend ihrer weiblichen Existenz entfliehen.
Koste es, was es wolle (und es kostet sehr viel…).
Das ist nicht emanzipatorisch. Das ist nicht inklusiv.
Es ist der gleiche rabenschwarze Frauenhass wie in Zeiten von Hexenverfolung und Inquisition. Und er holt zum vernichtenden Endschlag aus.
Frauen spüren diesen Hass und so hassen sie sich selbst.
Wenn eine Frau sich selbst hasst, dann stumpft ihre angeborene magische, intuitive Wahrnehmung nach und nach ab.
Und wenn sie dann immer noch etwas fühlt, dann hilft weitere Abstumpfung.
Verbreitete Mittel dafür sind: Tranquilizer, Psychopharmaka, Alkohol, Psychoterror, Trauma, Vergewaltigung, temporär kastrierende Hormone (Pille) und Pubertätsblocker.
Sobald eine Frau nichts mehr spürt, verliert sie ihren Kontakt zur Göttlichkeit und wiederholt stattdessen alles, was ihr gesagt wird, wie eine brave, willenlose Sklavin.
Kontakt zur Göttlichkeit? Zur Geisterwelt? Zu wem?
Wer sind unsere Göttinnen und Götter?
Vor 2500 Jahren hat der Philosoph Xenophanes gesagt, dass nicht die Götter die Menschen erschaffen, sondern die Menschen die Götter und zwar nach ihrem eigenen Bilde.
„Wenn die Pferde Götter hätten, sähen sie wie Pferde aus.“
Unsere Götter und Göttinnen sind ein Abbild unserer inneren Gottheiten.
Die Gottheiten einer Kulturen gleichen den Eltern und Autoritäten dieser Kultur:
Meistens sind sie dauerbeleidigt, manipulativ, unberechenbar, gewalttätig, narzisstisch, und vor allem sprechen dieser Götter ganz sicher nicht mit unartigen kleinen Mädchen und unreinen Frauen.
Die Erinnerung an diese kulturellen Kreationen wirkt auch dann weiter, wenn wir den patriarchalischen Göttern längst abgeschworen haben und an irgendwelche verschwommenen Dinge wie “Energie“, „Karma“, das “Große Geheimnis“, das „Dao“ oder „die Quelle“ zu glauben versuchen.
Da wir daran gewöhnt sind, dass Götter nicht mit unreinen Frauen sprechen, wird auch die Verbindung zu unseren neuen, politisch korrekteren Gottheiten früher oder später zusammenbrechen.
Wir kommen einfach nicht dauerhaft in Kontakt.
Stattdessen werden wir mit monatelangem Schweigen bestraft, geplagt von Selbstzweifeln und Einsamkeit. Bis zur nächsten Schwitzhütte oder zum nächsten Vipassana.
Liegt es an uns, an unserer Halbherzigkeit, an unserer Disziplinlosigkeit, unserer Zerstreutheit und unserer Fremdheit, wenn auch unsere neuen oder importierten oder re-imaginierten göttlichen Wesen nicht besonders gerne für uns da sind?
Sind wir einfach unfähig, zu irgendeiner tieferen Gläubigkeit und damit Magie?
Nein. Wir sind nicht immer an allem Schuld. (Bitte merken!)
Vielleicht liegt es daran, wie wir Religiosität gelernt haben?
Die heute existierenden großen Religionen sind kein gastfreundlicher Ort für Frauen.
Auch die neuen nicht.
Es gibt einige kleinere und ältere lokale Religionen, die uns als Außenstehenden frauenfreundlicher erscheinen, aber bei genauerem Hinsehen, täuscht dies in den meisten Fällen. Kaum eine Religion wurde vom globalen Siegeszug des Patriarchats verschont.
Wohin wir blicken, bedeutet Religion für Frauen vor allem Putzen, Backen, sich um Menschen kümmern, Almosen austeilen und den Männern, die für die eigentlichen Rituale zuständig sind, die Hosen und Gewänder zu bügeln.
Das haben wir in den patriarchalischen Religionen so gelernt. Das machen wir weiter so.
Die neuen Gurus und Coaches sind immer noch meistens männlich. Wir stehen immer noch in der Camp-Küche.
Wir sind immer noch zuständig für das Miteinander, die Organisation und oft auch die sexuelle Befriedigung unserer „Lehrer“.
Das würden wir aushalten.
Frauen halten viel aus. Das würde für uns noch lange nicht den Kontakt abbrechen. Wenn er denn da wäre…
Es ist aber nicht alles.
Religion ist Bindung und damit Beziehung
Das lateinische Wort religio stammt (höchstwahrscheinlich) vom Verb „religare“ (= verbinden, zusammenbinden) ab.
Können wir uns deshalb nicht auf Vertrauen und tiefe Gläubigkeit einlassen, weil nahezu alle Religionen uns geschändet, gedemütigt und belogen und vor allem ausgeschlossen haben?
Diese Annahme wäre logisch. Wie sollten wir uns an solche frauenverachtenden Vereine binden wollen?
Doch so funktionieren Menschen nicht.
Wir wissen, dass gerade geprügelte Kinder besonders innig an ihren Eltern hängen.
Wir kennen das Stockholm-Syndrom, bei dem sich Gefangene empathisch mit ihren Geiselnehmern solidarisieren.
Je unberechenbarer und willkürlicher die Misshandlung ist, umso ergebener hängen die Opfer an ihren Tätern.
Fanatische Anhängerinnen und Fundamentalistinnen zutiefst frauenfeindlicher Religionen beweisen dies immer wieder.
Die herrschenden Religionen mögen uns übel mitspielen. Doch das alleine würde uns noch lange nicht nicht vertreiben.
Was uns allerdings wirklich vertreibt, sind jene Götter, die nicht mit uns reden.
Wir erinnern uns: „Wenn die Pferde Götter hätten, so sähen sie aus wie Pferde.“
Die Götter reden nicht mit uns, weil es nicht unsere Götter sind. Nicht eine der herrschenden Religionen berücksichtigt, dass wir, die Frauen, die ursprünglichen Priesterinnen sind.
Wir spüren das und die Göttin in uns auch.
Im nächsten Blogpost sprechen wir daher von der wirklichen Religion der Frauen. Der Magie.
P.S.: Die Priesterinnenwunde ist eine der „fünf tiefen Wunden magischer Frauen“. Wir heilen diese fünf Wunden in Ritualen und Gesprächen in unserer exklusiven Gemeinschaft magischer Frauen: Inanna – zutiefst verbunden.
Inanna ist kostenpflichtig.
Inanna ist keine weitere „lieb dich selbst, werde dünn und mach viel Kohle als Guru auf Ibiza“ Veranstaltung. Soviel sei dir versprochen.
Inanna ist eine Gemeinschaft intelligenter, magischer Frauen. Es gibt uns in jedem Alter. Unsere Lebensmodelle sind vollkommen unterschiedlich.
Inanna Frauen glauben oder glauben nicht an alle möglichen Göttinnen. Immer aber glauben wir an uns selbst und wir sprechen es aus.
Inanna ist vom Internet abgeschirmt. Nur gelegentlich öffnen wir die Tore, damit neue magische Frauen sich umsehen können. Sei dabei und spüre selbst, ob wir zu dir passen.
Mehr erfährst du zu gegebener Zeit hier.