Kali-Energie: Der rasende Schatten der Göttin
Die Göttin ist das Werden und Vergehen allen Lebens. Wir nähern uns der Göttin, indem wir unsere eigene weibliche Kreativität und unsere ebenso heilige Fähigkeit zur Zerstörung annehmen.
Es genügt nicht, uns lautstark zur „Göttin“ zu erklären und Bilder von uns beim Yoga an tropischen Stränden zu verbreiten.
Wir müssen die Teile der Göttlichkeit finden, die niemand sehen will.
Die Göttin ist Leben und Tod. Sie ist entzückend und abstoßend. Die Göttin verbirgt sich in dem, was wir selbst an uns hassen, und je mehr wir es hassen, umso tiefer sinkt es in uns ein und entfaltet sein Gift.
(Wer diesen Aspekt der Göttin näherkommen will, tut gut, den Legenden über die Cailleach zu lauschen … )
Die Zeit des Versteckens ist vorbei. Wir müssen uns zeigen, laut und hässlich und wahr. Wir dürfen jetzt aufhören, auf unsere innere Stockholm-Syndrom Stimme zu hören, die uns wie eine kaputte Schallplatte ermahnt, in allen Situationen zuallererst freundlich zu bleiben und Verständnis und Empathie zu bewahren.
Indem wir weiterhin freundlich lächelnd herumdrucksen, verhöhnen wir die zornige Göttin und sie wird immer tiefer und schwärzer werden.
Und die Göttin wird keineswegs schweigen, sondern brodeln wie eine wütende Vulkanin, die alle Welt mit Lava und Springflut überfluten wird.
Genau dies geschieht gerade überall auf der Welt. Scheinbar unerklärlicher, intensiver Hass quillt auf aus allen Ecken. Hass gegen Frauen und Kinder.
Der Hass auf Frauen und Kinder geht von Männern aus. Männer haben diesen Hass aber nicht selbst geschaffen.
Männer erschaffen keine lebenden Dinge.
Der Hass ist die Dunkelheit der Großen Mutter, ihr Schatten, der nach vielen Zeitaltern von hasserfülltem Schweigen nun die eigenen Töchter frisst.
Wir Frauen sind die Wurzel des Lebens und der Beginn aller Zerstörung. Wir Frauen sind absolut nicht machtlos, und unsere Natur ist nur zur Hälfte „lieb und nett“. Die andere Hälfte ist reinste Zerstörung und auch Dunkelheit will umarmt werden.
Die Große Mutter will als Werden und als Vergehen erlebt werden. Heil und ganz.
Wir kennen das Werden und Vergehen aus den Zyklen unserer Körper, und es wird Zeit, dass auch unser weibliches Leben sich wieder in all seiner grandiosen Macht und Magie entfaltet.
Der derzeitige international angelegte Versuch, alle Lebendigkeit in Kontrolle und technokratischem Terror zu ersticken, ist nichts als ein weiterer Versuch, die Große Mutter einzudämmen.
Das wird niemals gut gehen.
Eine Tigerin ist elegant und geschmeidig und voller Liebe. Aber wer ihre Kinder angreift, wird eine andere Seite erleben.
Indem wir uns als einfühlsame und entgegenkommende Sklavinnen gebärden und zugleich unsere Verletzung, Entmachtung und Heimatlosigkeit im Inneren verneinen, spalten wir uns von unserer inneren Göttin ab.
Es wird Zeit, dass wir es, wie Kali, oder Cailleach, aushalten, wenn die Welt uns fürchtet. Es wird Zeit, auch unsere schreckliche Seite zu fühlen und unserer Wut eine Stimme zu geben.
Nur so ehren wir die Große Mutter, denn auch sie ist laut und gnadenlos.
Wenn wir weiterhin hübsch und nett und empathisch und depressiv bleiben, werden die großen und kleinen Götter, die wir um Hilfe anflehen, uns weiterhin übersehen. Da nützt kein Copal und kein Yoga und kein Vipassana.
Denn Göttlichkeit kommuniziert nur mit Göttlichkeit.